Naturschutzgebiet „Heidkoppelmoor und Umgebung“
Das rund 62 Hektar große „Heidkoppelmoor und Umgebung“ steht seit 1995 unter Naturschutz. Das Gebiet zeichnet sich durch eine hohe Vielfalt an naturraumtypischen Biotopen aus und ist Lebensstätte zahlreicher, teilweise seltener Tier- und Pflanzenarten.
Das Heidkoppelmoor ist ein im Zentrum noch offenes Zwischenmoor, das bis in die 1950er Jahren hinein im bäuerlichen Handtorfstichverfahren abgebaut wurde. Nach der Wiedervernässung in den 1990er Jahren hat eine Regeneration der Moorvegetation eingesetzt.
Die strukturreiche Umgebung setzt sich aus Niedermoor, artenreichem Feuchtgrünland, extensivem Magergrünland sowie verbuschenden Brachen- / Staudenfluren zusammen. Neben kleineren, naturnahen Waldbeständen stocken großflächig neubegründete Gehölzpflanzungen.
Trocken und mager: Staudenfluren und Magerrasen
Trockene Staudenfluren und Magerrasen sind Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten:
- Die nährstoffarmen Bedingungen sind Lebensgrundlage konkurrenzschwacher Pflanzenarten, wie z.B. dem Echten Johanniskraut. Im Laufe der Zeit hat sich im Schutzgebiet ein buntes Mosaik an artenreichen Pflanzengemeinschaften entwickelt.
- Viele Insektenarten sind auf ein Nebeneinander unterschiedlicher Nahrungsquellen angewiesen. Die erwachsenen Tiere benötigen Nektar spendende Blumen, während die Larven sich je nach Art teilweise nur von bestimmten Futterpflanzen ernähren.
- Vor allem die blumenbunten Säume haben eine hohe Anziehungskraft für Schmetterlinge, wie z.B. den Kleinen Feuerfalter.
- Über den Wiesen und Säumen sind immer wieder Heidelibellen auf der Suche nach geeigneten Jagdansitzen zu beobachten.
- Im Sommer ist die Luft mit dem Gesang der Heuschrecken erfüllt. Zu den häufigen Arten gehören Roesels Beißschrecke und der Nachtigall-Grashüpfer, typische Bewohner der Magerrasen. Fast das ganze Jahr über sind bei Wanderungen durch das Gebiet vielstimmige Vogelkonzerte zu erleben.
- Eine angepasste, naturschutzgerechte Nutzung fördert den Blütenreichtum der Wiesen.
Feucht und mager: Feuchtgrünland und Feuchtsäume
Auch im Feuchtgrünland des Naturschutzgebietes leben seltene Tier- und Pflanzenarten.
Früher wurden die Wiesen wegen der hohen Wasserstände im Frühjahr erst spät und zumeist auch nur einmal jährlich gemäht. Das geworbene Heu wurde verfüttert oder bei sehr schlechter Qualität als Stalleinstreu verwendet.
Heute werden die Feuchtwiesen extensiv gepflegt, das heißt je nach Aufwuchs ein- bis zweimal im Jahr gemäht und das Mähgut abgefahren. Damit das Grünland nährstoffarm bleibt, wird auch auf jede Form von Düngung verzichtet.
Von der extensiven Nutzung profitieren typische Feuchtwiesenarten wie Breitblättriges Knabenkraut, Sumpfdotterblume, Kuckuckslichtnelke oder Wiesen-Schaumkraut. Der seltene Flammende Hahnenfuß wächst in lange überstauten Senken.
Auch viele Insektenarten bevorzugen feuchte Standorte und sind auf extensive Bewirtschaftung angewiesen. Zu diesen zählen z.B. der Aurorafalter und die Sumpfschrecke. Andere im Gebiet nachgewiesene Heuschreckenarten, wie die Kurzflügelige Schwertschrecke oder Roesels Beißschrecke, meiden ebenfalls intensiv gemähte, beweidete oder gedüngte Flächen.
Vielfältige Lebensräume
Das Mosaik aus Torfmoosen, Pfeifengras, Schmal- blättrigem und Scheidigem Wollgras sowie Schnabel-Segge im Zentrum des Heidkoppelmoores ist typisch für Zwischenmoore. Die eingeschlossenen Bestände von Schilf-Rohr und Flatterbinse weisen dagegen auf eine Abtorfung des Moorkörpers bis auf das ehemals überdeckte Niedermoor hin. Heute suchen Kraniche wieder regelmäßig das Schutzgebiet auf.
In den nassen Randbereichen des Moores stockt ein torfmoosreicher Moorwald. Höher liegende Flächen sind von reinen Birkenbeständen und Eichen-Birkenwald besiedelt. Sowohl die naturnahen Waldflächen als auch die sonnigen Waldränder und -säume stellen wertvolle Biotope dar. Sie sind Lebensraum vieler Insektenarten. Auch Vogelarten wie Grünspecht, Kleinspecht und Gartenrotschwanz sind hier zu beobachten, oder man lauscht den Gesängen von Nachtigall und Gelbspötter.
Am Südrand des Naturschutzgebietes, zugleich Landesgrenze zur Hansestadt Hamburg, verläuft die Moorbek, die Heimat zahlreicher typischer Fließgewässertiere wie Eintagsfliegen, Köcherfliegen oder dem Bach-Taumelkäfer ist. Die stark gefährdete Blauflügelige Prachtlibelle zeigt den noch guten ökologischen Zustand der Moorbek an.
In Senken mit hoch anstehendem Grundwasser breiten sich Seggenriede sowie artenreiches Feucht- und Nassgrünland aus. Hier wächst das seltene Breitblättrige Knabenkraut und das früher noch häufigere Wiesen-Schaumkraut. Moor- und Grasfrosch tummeln sich hier.
Auf grundwasserfernen, sandigen und daher ertragsschwachen Standorten waren früher artenreiche Magerrasen verbreitet. Die für den Naturschutz wertvollen Bestände wurden durch Nutzungsintensivierung in Acker oder Intensivgrünland überführt. Typische Magerrasenarten wie Echtes Leinkraut oder Golddistel treten heute nur noch in Säumen auf.
Ziele der Gebietsentwicklung
Die Vielfalt an Lebensräumen und damit die Lebensgrundlage der gebietstypischen Tier- und Pflanzenarten soll erhalten und entwickelt werden:
- Im Heidkoppelmoor sollen sich moortypische Pflanzen wie z.B. Torfmoose und Wollgräser ausbreiten.
- Die charakteristischen Pflanzenarten der Nass- und Feuchtwiesen sowie der Magerrasen und Staudenfluren sollen erhalten und gefördert werden.
- Der Wasserhaushalt soll sich wieder naturnah entwickeln. Vorhandene Entwässerungsgräben werden daher nicht weiter geräumt und die Senke mit dem Zwischenmoor wird weiter aufgestaut.
- Eine Pufferzone verhindert übermäßige Nährstoffeinträge von außen. Im Gebiet wird auf zusätzliche Düngung verzichtet.
- Die Pflege-Nutzung des Grünlands wird an den Lebensraumansprüchen schutzwürdiger Pflanzenarten, wie z.B. dem Borstgras oder den Orchideen, ausgerichtet. In der Regel erfolgt eine einmalige Mahdnutzung mit Nachbeweidung durch Rinder.
- Sonnige Säume und Waldränder werden durch regelmäßigen Gehölzrückschnitt offen gehalten.